2.2.25 Wochenende: Ich bin nicht da

2.2.25 Wochenende: Ich bin nicht da

Ich bin nicht da, obwohl ich heute am 1.2. das dringende Gefühl habe zu Hause sein zu müssen. Ich bin mit dem Zug in den Urlaub gefahren. 4 Stunden lang mit einem sehr freundlichen langbeinigen Kolumbianer, der seine Beine und ich meine im Abteil zusammenfalten müssen, um nicht ständig anzustoßen. Einem auffällig laut schnaufenden, unruhigen Vater mit Tochter, die sich hinter einem Haarvorhang und Handy versteckt. Leider begann er, gleich nachdem er sich hingesetzt hatte, einen Vortrag für mich zu halten. Wo er herkommt und wie toll er überhaupt, dann steckte ich meine Kopfhörer rein. Erledigt. 6er Abteil mit Schiebetür, als er einschläft, schnarcht und dünstet er. Sein Handy gibt ständig laute Töne von sich. Als er zu einer Raucherpause verschwindet, stellt seine Tochter es netterweise stumm. Sein Sitznachbar und ich verdrehen unisono die Augen. Es gibt solche Menschen, ich mag das nicht, wenn ich nicht von diesen weggehen kann. Der Zug war nämlich voll, es sind Winterferien und die Berliner fahren in den Urlaub. Immerhin gab es leckeren Kaffee mit Hafermilch und Apfelsaft für die Kids zu kaufen. Draußen konnten viele Reiher, Kraniche, Rehe, Schwäne und Gänse bestaunt werden. Im Bereich der Oder und in den ländlichen Gebieten von Polen insbesondere. Der EC war superpünktlich, Sitzen usw. ok. Ich hoffe für die Rückfahrt auf bessere Gesellschaft.
In Wroclaw am Bahnhof maximale Verwirrung, Die Tram ist an der Haltestelle durchgestrichen, das polnische können wir nicht lesen. Ich suche in der App und finde nichts. Zwei nette Studentinnen in einem Imbiss geben mir auf Englisch Auskunft. Hach unser Englisch ist sprachlich ungefähr gleich gut. Alle reden drauf los. Dann suchen wir wieder die Bahn und finden sie nicht. ich komme auf die Lösung und lasse die App per Standort suchen, das hilft und wir steigen in eine andere Bahn mit einmal umsteigen, fahren bis zur Universität, Uniwersytet Wrocławski. Kaum sind wir ausgestiegen, begegnen uns die ersten Zwerge. Die werden quasi zur Fotojagd ausgeschrieben und sind leicht zu entdecken, denn es stehen stets Menschen mit Kamera in der Nähe herum oder eilen plötzlich über die Straße. Wir kofferrollen herum und fotografieren, bis wir unser Ziel erreichen, die Studentenmensa.

Dort essen wir köstliche Käsekuchen-Eierkuchen. Die Kids und ich testen eine Pirogge mit Preiselbeeren, sie enthält ebenfalls Käsekuchen. Ich verstehe nicht, wo man Kaffee bekommt und beschließe, das auf die Ferienwohnung zu verschieben. Nach weiteren Zwergefunden betreten wir das Haus, in dem die Unterkunft ist. Der Fahrstuhl macht mehrere Hüpfer nach unten, mein Magen hüpft mit, fährt uns dann in den 2. Stock. Wir ruhen uns aus. Alles ist da und sehr schön. Allerdings gibt es nur eine einzige Kaffeetasse und leider nur eine Espressomaschine. Die spuckt eine Pfütze meines Kaffees aus und ich drücke 6-8 Mal auf den Knopf, um die Tasse halb voll zu bekommen. Als wir nochmal losziehen mit einer wärmenden extra Schicht Klamotten, richten wir uns ungefähr nach einem Zwerge-Schnitzeljagd Stadtplan und erkunden die Altstadt und das Zentrum. Ich kaufe Postkarten und mit einigen Mühen finden wir die Post um Briefmarken zu kaufen. Es gibt das, was es in jeder schönen Altstadt gibt. Prächtige Fassaden, fotogene Rathaus und Kirchen, Passagen, die europaweit überall vertretenen Ketten und ein zwei besondere Geschäfte, wie hier den Bonbonladen, der Deckenhohe bunte Süßwaren zum in die Tüte schaufeln anbietet. Rosarot und Studentinnen an der Kasse. Jeder darf sich eine Viertel Tüte voll machen. Tatsächlich habe ich das am meisten ausgenutzt 😉

Wroclaw Sweet Factory


Auf dem Rückweg sehe ich eine prachtvolle Kulisse vor dem Nachthimmel, beleuchtete Gebäude und ich mache viele Fotos. Es sind sehr viele Menschen unterwegs, um auszugehen, im Restaurant zu essen oder wie wir herumzulaufen und zu gucken.
Wir besichtigen eine Kirche, mit kunstvollen Glasfenstern und ich mache eine Entdeckung: Opfern per kontaktlosem Bezahlen. Die anderen Opferstöcke waren manuell mit Münzeinwurf zu bedienen. Vermutlich gar nicht so unüblich heutzutage. Ob ein Klimpergeräusch ertönt, wenn man bezahlt hat, also quasi dem Geldeinwurf entsprechend? Ich habe es nicht getestet.

elektronischer Opferstock

Mein Aufreger des Nachmittags: der Ablasshandel ist zurück per Gewinnspiel, unfassbar für mich. Gesehen habe ich das in der Elisabethkirche in Wroclaw. Ansonsten sehr viel Weihrauch, Kniefälle, Prunk und Weihnachten ist hier immer noch, Krippe, Tannenbäume… Das scheint mindestens bis Lichtmess zu gehen. „In der altkatholischen Kirche endet die Weihnachtszeit immer erst an Mariä Lichtmess.“ (siehe Wikipedia).

Ablasshandel Gewinnspiel

Abends Take away Pizza, zwei freundliche Studentinnen sprechen eifrig Englisch mit mir, die Pizza wird in einem Steinofen gebacken, in dessen Innerem sich die Ofenplatte im Kreis dreht. Es gibt ein kleines Ofenfenster, wir können das beobachten. Der Rand ist lecker knusprig gewölbt, das perfekte Abendessen in der Ferienwohnung nach einem langen Tag. Wir testen den Fernseher, es gibt polnische Cartoons von Tom und Jerry.
Den Zwerg, der seinen Spaghetti-Bart futtert, mag ich am liebsten.

Zwerge von Wroclaw

Den Sonntag Vormittag verbringen wir im Freizeitbad Wroclaw, die Kids sind glücklich, ich sitze im Liegestuhl und lese mein Buch aus, setze mir wegen des Lärmpegels die Kopfhörer auf. Gegen halb 12 holen wir uns einen Imbiss, es gibt Buffet, am Schluss wird der Teller gewogen. Tatsächlich bieten sie für die keine Soßenessenden Kinder nackte Nudeln an. Das habe ich noch nie gesehen. Pommes und Melone runden das Kindermenü ab. Ich probiere einen gefüllten Champignon, eine gegrillte Aubergine mit Paprikafüllung, eine Pirogge mit Pilzfüllung, Rote Beete Salat und ein Fleischklößchen. Prima alles. Zum Nachtisch exquisite Brownies zum Dahinschmelzen.
Das Päusschen in der Ferienwohnung ist dringend notwendig. Ich schreibe die erste Postkarte und ärgere mich über den Stift, der auf der glatten Oberfläche einfach nicht trocknen will.
Wir laufen zu Fuß Richtung Universität, ich möchte die berühmte Leopoldina-Aula anschauen. Als ich sehe, dass es ein ganzen Museum mit Eintritt ist, verschiebe ich das lieber. Wir gehen Richtung Oderinseln, über verschiedene Brücken, das Kind meint, es wäre ein bisschen wie zu Hause in der Großstadt. Ich fühle, was es meint. Wir erreichen das Parrot-Cafe. Leider sind heute keine Papageien in der Voliere anwesend. Wir essen cremigen Chocolat-Cheesecake. Das scheint hier so ein Ding zu sein mit Käsekuchen. Ich bekomme einen großen Pot Kaffee Oatmilk. Anschließend laufen wir über die autofreien Inseln Richtung Dom, sammeln ein paar Zwerge ein und bewundern die prächtig geschmückte Kirche von innen, es ist geflaggt, eine Krippe mit beweglichen Figuren ist aufgebaut, ebenso hat ein Künstler in Acryl seine Interpretationen des Abendmahls etc. ausgestellt. Als viele kniefallmachende Menschen hereinströmen, flüchten wir vor dem Gottesdienst nach draußen. Es wird viel Spazieren gegangen in Wroclaw. Ich fotografiere das Panorama im Abendlicht und wir finden einen Cache. Ein Kind schwächelt, doch wir müssen noch einkaufen. In einem Einkaufscenter haben nur die Restaurants auf. Am Canabisautomaten schleicht ein Typ herum, er kann sich wohl nicht entscheiden. Schließlich finden wir zwei Bäcker, die Bagel mit Nutella, Croissants und was mit Zimt verkaufen und beim Zabka, der an jeder Ecke zu finden ist, erstehen wir Kräuterbaguette, Äpfel und Saft. Ich scanne mutig an der SB Kasse, klappt. Sowieso zahle ich hier alles mit Karte.
Abends Löwenzahn, essen, bloggen, ausruhen.

Breslau/Wroclaw
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Gehört mit Libby: Cherry: Wenn deine Wärme meine Kälte besiegt (New Adult)
Gelesen mit und ohne Libby: Breslau Reiseführer und Smechowski: Wir Strebermigranten
Gelesen: den Newsletter von Jonas Schaible beimwort, Blogs um auf dem Laufenden zu bleiben. Die Liste der Abgeordneten, wer wie abgestimmt hat. RBB- Nachrichten aus Berlin. Auf verschiedenen Seiten über die Demos gegen rechts in vielen Städten, ihr glaubt gar nicht, wie gut das tut: Mein Strohhalm aus Hoffnung.

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