28.8.24 Nebeltrolle und Sonne
Heute hat der Tag mit Nebel gestartet, dass heißt ich bin morgens aufgewacht und man konnte nicht mehr das Festland sehen. Tatsächlich konnte ich nur noch bis zum 1. kleinen Wäldchen gucken.
Wir sind früh los gefahren und heute war tatsächlich die längste Tour. 94 km bis in den Norden zum Trollskogen, den geheimnisvollen Trollwald wollten wir uns gerne angucken. Das ging gut mit 80 oder 70 km/h auf den fast leeren Straßen einmal quer über Öland. Naja fast bis dorthin konnte ich die Strecke jetzt schon auswendig, es gibt eben nur eine Straße. Ich weiß jetzt auswendig, wo die Supermärkte und Rastplätze unterwegs sind. Ein paarmal sind wir ganz schön dick in den Nebel reingeraten. Ich musste dann die Nebelleuchte am Auto anmachen und alle sind ein bisschen langsamer gefahren. Wir sind ganz gut durchgekommen, immer wieder kam die Sonne raus und letzten Endes hat die Sonne es dann doch geschafft sich durchzusetzen.
Als wir angekommen sind, waren wir mitten im Wald, da wachsen knorrige Fichten und Eichen. Es gibt ein sehr modernes kleines Naturzentrum, welches sich mit der Vogelwelt und den Fischen von Öland beschäftigt.
Ich entdeckte ein Waldbingo, das war zwar auf Schwedisch, ließ sich mit Internet Übersetzer fix übersetzen.
Außerdem ein Rätsel: wenn man einen Ameisenhaufen (Feder, Käfer usw) gefunden hat, gabs Punkte. Toll für die Kids unterwegs zum Gucken und Entdecken. Es gibt mehrere Wanderwege mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Wir haben erst gedacht, wir machen nur die kleine Runde. Dann wollten wir noch gern ein bisschen am Strand lang laufen und den Trollwald, das Schiffswrack sehen. Also doch die große Runde gemacht bis zur Spitze von Öland. Da treffen sich fast zwei Inselzipfel.
Auf dem anderen Zipfel ist der Lange Erik zu sehen, der große Leuchtturm, den wir letztes Jahr besucht haben.
Diesmal winken wir aus der Ferne.
Zwischendurch kam noch mal ein bisschen Nebel auf, besonders als wir das erste Mal am Strand waren, da konnte man dann gar nicht weit aufs Meer raus gucken. Man hat den blauen Himmel nur erahnt.
Im Wasser schwammen Schwäne. Am Ufer ist alles voller Steine, doch da wir im Naturschutzgebiet sind, darf man nichts mitnehmen, es soll alles so bleiben, wie es ist.
Die Ruhe und das Atmen im Wald haben mir sehr gut getan.
Und dann haben wir Metallteile von einem Schiffswrack gefunden und sehr große Holzplanken, die vom Wetter gegerbt sind. Die Steine knirschen unter den Schuhen, die Wellen schlagen ans Ufer, Möwen schreien.
Ein Stück Wanderweg weiter haben wir das eigentliche Schiffswrack erst gefunden.
„In einer Unwetternacht im Dezember 1926 sank der Schoner Swicks örtlich von Trollskogen. Die 7 Besatzungsmitglieder überlebten und erreichten das Ufer. Das Wrack wurde inzwischen an den Geröllstrand gespült.“ (Aus dem Flyer Trollskogen.)
Die Bäume sind hier teilweise verknotet gewachsen und um die Ecke gebogen und alles darf umfallen, wie es will und bleibt dann so liegen. Es gibt eine 900 Jahre alte Eiche und in dem Prospekt hab ich gelesen, dass Eichen wohl 300 Jahre wachsen, 300 Jahre sind und 300 Jahre sterben. D.h., dass eine Eiche so ungefähr 900 Jahre alt werden kann. Die hier war schon ziemlich beeindruckend und da konnte ich mir gut vorstellen, dass kleine Trollwesen darin leben.
Mittlerweile ist der Himmel blau, es wird wärmer. Ich kann endlich meine Jacke ausziehen und in meinen Rucksack packen. Auf dem Weg bis zur Nordspitze von Öland sieht das Kind plötzlich eine Blindschleiche. Das Ding ringelt sich auf dem Weg um einen Ast herum. Es ringelt sich und ringelt sich und andere Wanderer kommen noch dazu und alle gucken. Es ist großartig und das Ding sieht aus wie eine Brezel, die sich auf dem Boden immer wieder verändert.
Sie ist Bronzefarben und auf der Unterseite eher so dunkel und ich lese später nach, dass es vielleicht ein Weibchen gewesen ist. Jedenfalls ist es sehr beeindruckend und einer von den anderen Wanderern nimmt sie dann vorsichtig auf die Hand und setzt sie ins Gras, damit keiner drauftritt.
Wir machen ganz ganz viele Fotos von dem Tierchen. Die Blindschleiche ist ja eigentlich eine Echse ohne Beine, wie ich dann später noch mal nachlese. Sie ist auch gar nicht blind, sondern hat sogar Augenlider zum Blinzeln. Sie lebt am liebsten unter der Erde in Gängen und ist nur ganz selten an der frischen Luft draußen, um sich in der Sonne aufzuwärmen.
Wir wandern weiter und ich mache viele viele schöne Fotos vom Trollskogen von den Trollbäumen, die hier das Besondere sind.
Wir sind die ganze Zeit an der Ostsee, die mehr oder weniger immer hinter den Bäumen zu sehen ist.
Einige Wanderer trifft man immer wieder, aber man einigt sich dann ohne Worte, eine Gruppe wartet dann immer ein bisschen, dass an für sich jeder doch so für sich gehen kann. Das ist mir ganz recht. An der Kehrtwende des Weges gibt es eine Teergrube. Da wurde früher Teer hergestellt und in eine Rinne eingefüllt. Mit dem wurden die Schiffe abgedichtet. Jetzt gehört es mit zum Naturschutzgebiet.
Wir machen eine Picknickpause. Ich esse eine Zimtschnecke, die Kinder essen Schokocroissants. Unsere Dose mit kleingeschnittener Gurke leeren wir auch. Gestärkt gehts auf den Rückweg. Das sind jetzt noch mal 2 km, davon führt ein ganzer Teil am Strand entlang, was sehr schön ist.
Viele riesige Kuhfladen liegen herum, aber die Kühe sind zum Glück ganz weit in der Ferne am Strand zu sehen. Ich bewunder die Aussicht über die Ostsee auf den Leuchtturm. Der leuchtet weiß vor dem blauen Himmel, es ist so schön warm, überall fliegen Libellen herum. Es ist einfach ein Träumchen. Im Wald sind Hügelgräber zu sehen, die der Eisenzeit zugeordnet werden, die wurden aber wohl nicht archäologisch untersucht, wie auf einem Schild zu lesen ist. Es gibt eine große Senke. Der Sage nach wurde dort ein Schiff beerdigt nach seiner letzten Fahrt.
Es existiert in der Senke noch ein Brunnen, dessen Wasser Zauberkräfte nachgesagt werden. Drin sind heute aber nur Steine und Farn gewesen.
Am Naturzentrum machen wir dann die ersehnte Pause erst mal mit Toilettengang und es gibt eine Selbstbedienungskasse, an der man Kaffee, Tee und Eis kaufen kann. Warmes Essen gibt’s leider nicht, aber wir kaufen alle ein Eis und ich trinke einen Kaffee. Anschließend gucken wir uns noch die kleine Ausstellung an, durch die ein Marder führt. Wir schauen uns auf den Bildschirmen die kleinen Geschichten an, öffnen Türchen und dann sind wir auch schon durch. Im Souvenirbereich entdecken wir ein Fossilienbuch und auf der letzten Seite ist der Museumsbesitzer des kleinen Fossilien Museums zu sehen neben Ulle seinem Wollmammut. Weil wir so viele Fossilien gesehen und gesammelt haben, kaufe ich das Buch für die Kinder und für mich auch ein bisschen, um noch mal ein paar Sachen nachschlagen zu können.
Die Rückfahrt fahre ich in einem Stück und als ich zum Schluss ein bisschen müde werde, öffne ich einfach die Fenster, dann geht es. Als wir am Ferienhaus ankommen sind, haben uns die Ferienhausvermieter eine Schüssel mit Pflaumen aus dem Garten vors Haus gestellt. Das ist total nett, die sind richtig Sonnenwarm und ich schneide einige dafür zum Abendbrot auf. Sie sind saftig, ganz leichtsäuerlich, sehr lecker.
Das Wetter heute Abend ist so warm und windstill. Das muss dieses Hochdruckgebiet sein, was über Europa liegt. Das reicht tatsächlich bis nach Schweden, bringt hier keine Hitze doch so schöne Wärme, dass wir abends noch auf der Terrasse sitzen können. Wir kochen alle zusammen das Essen, schieben beide kleinen Terrassentische zusammen und sitzen auf den gemütlichen Draußen- Sesseln, essen, quatschen und lümmeln ein bisschen herum. Später spielen wir Elfer raus und UNO Flip.
Es gibt einen farbenfrohen Sonnenuntergang über dem Kalmarsund.