Reise zurück

Reise zurück

Ach wie schön war es in Karlskrona, ich möchte so gerne das Gefühl noch eine Weile behalten, dass ich genau da bin, wo ich sein möchte und genau das machen, was ich gerne will. Ist das Urlaubsgefühl?

Beim ersten Einkauf nach dem Urlaub wollen mir nur englische Vokabeln über die Lippen, mein Gehirn hat Mühe sich umzustellen. Ich entsinne mich, dass ich geschrieben habe, dass mein Akku wieder auflädt, das war recht am Ende der Schwedenreise. Heißt das nun, der Akku ist voll? Jedenfalls so voll wie seit 3 Jahren nicht mehr, das fühlt sich so an.

Malmö

Der Arbeitsalltag haut sofort so heftig drauf, als wolle er mich für die Abwesenheit bestrafen. Deshalb reist mein Herz noch ein bisschen zurück und ich schreibe mir Schweden weiter auf. (Eventuell erzähle ich hier nicht ganz chronologisch, aber im weitesten Sinne erinnere ich mich so daran zurück.)

Am Ende des Urlaubs eine Großstadt wie Malmö? Meine Überlegung war, dass wir von dort mit dem Nachtzug zurück fahren und vorher noch 2 Nächte im Hotel mit Frühstück bleiben. Dort können wir uns am letzten Tag gut beschäftigen, da der Zug erst um 22.30 Uhr abfährt. Als wir ankamen, dachte ich: Oh, wie groß hier alles ist und wie schade, dass ich nicht mehr die schöne Natur rund um die Schäreninseln genießen kann. Dann habe ich es gerochen: Die ganze Stadt riecht nach salziger Ostseeluft. Direkt am Bahnhof Malmö Central hat der Mensch einen Ausblick zum Hafen und auf einen kleinen rot weißen Leuchtturm. Und es gibt einen Künstler, Pal Svensson, dessen runde Steinskulptur dort steht und jeder Mensch fotografiert natürlich durch den Kreis den Leuchtturm. Ein Fotoklischee würde ich sagen, bestimmt tausendfach aufgenommen und doch hat Malmö mich gerade ein kleines bisschen gewonnen. Das Sonnenlicht passt. Menschen stellen sich in den Rahmen und lichten sich gegenseitig ab. Im Hintergrund ein blauer Kran, Kreuzfahrtschiff oder eine Fähre, vorne leicht gekräuseltes Wasser.

Passend dazu können wir mit eben diesem Foto eine virtuellen Geocache loggen.

Am nächsten Tag suche ich, nur wenig auf die Attraktionen der Stadt vorbereitet, den für Kinder empfohlenen Folkets Park. Wir laufen durch das Zentrum der Stadt. Sind wir noch in Schweden, wo sind die Hunderte Holzhäuser hin, die wir bis zuletzt überall gesehen haben? In Malmö ist förmlich alles aus Glas, schräg, gewellt, vorgebaut, gespiegelt, Türme, Schornsteine auf jedem Haus, die Malmöer Uni hat riesige Glasfronten, ganze Straßenzüge weit, Hauptsache hoch. Die Gelenk E-Busse sind dreigeteilt und länger, als wir das so kennen. Unglaublich breite Straßen, jeder hat seine eigene Spur, 2 spurig für Radler, Autos Busse und Fußgänger, jeder seine eigene Ampel. So viele Radler habe ich noch nie in einer Großstadt gesehen und so wenige Autos. Weil wir höllisch aufpassen, werden wir von keinem Radler überfahren. Auf dem Radweg fahren übrigens auch die E-Roller, E-Mofas, Lastenräder.

Im Folkets Park ist das meiste geschlossen, habe ich erwähnt, das hier Nebensaison ist? Wir machen einen kleinen Rundgang an künstlichen Seerosen vorbei, das war es dann schon.

Der Turning Torso, das höchste Bauwerk von Schweden, ist ein Büro- und Wohngebäude. Wir sehen es öfter auf unseren Wegen und Busfahrten, schon beeindruckend und passt ins Stadtbild. Einen Tag später sehen wir im Malmö Technikmuseum unter anderem eine Ausstellung über den ansteigenden Meeresspiegel und es wird simuliert, welche Teile von Malmö, ab wann überflutet werden. Wir überlegen, wie viele Menschen sich in den Turning Torso retten könnten? Ich überlege, was man dann dort tun soll, wenn alles andere unter Wasser steht? Zusammengepfercht mit anderen Menschen? Nichts könnte man mehr tun, weil es dann zu spät ist.

Wo war ich? Schon wieder wie aus der Zeit gefallen in diesem Urlaub. Ich suche die grünen Flecken in Malmö auf dem Stadtplan und wünsche mir eine Fahrt an die Ostsee und die Öresundbrücke möchte ich sehen. Busticket kaufen geht fast lächerlich einfach am Handy, das Tagesticket hat sich nach 2 Busfahrten schon gelohnt. Am Strand suchen wir Steine und lassen sie flitschen. weit schweift mein Blick, Dünengras, Sandstrand und die Stadt mit dem weißen Torso leuchten im Hintergrund. Im Sand liegen Orkasteine und Seetang. Weit nach vorne laufen wir und ich kann tatsächlich sehen, wie Autos über den Öresund fahren. An einer Seebrücke räkeln sich Kormorane in der Sonne. Ein Tourist versucht sie durch Klatschen aufzuscheuchen, damit seine Begleiterin ein Foto davon machen kann. Ist denn im Urlaub alles ein Fotomotiv? Vielleicht, schließlich fotografiere ich auch jeden Grashalm. Sieht das Gras zu Hause nicht genauso aus?

Wir geocachen noch in einem Gebüsch neben einem Fussballplatz und freuen und über den Fund. An einem Minigolfplatz gibt es Eis und Dohlen, die auf Krümel spekulieren.

Da ist es wieder, das Wohlgefühl habe ich mir zurück geschrieben.

 

Malmö Universität
Allgegenwärtig die Luftpumpen Station an vielen Stellen unterwegs
Doch ein paar kleinere Häuser gesehen
Centralstation

 

Die Kommentare sind geschlossen.