5.9.2025 #WMDEDGT?
Frau Brüllen lädt heute zum Tagebuchbloggen ein. Hier ist alles verlinkt. Dankeschön.
4.13 Uhr bin ich das erste Mal aufgewacht, weil mich eine Mücke in den kleinen Finger gestochen hat. Aua. Schlaftrunken schalte ich das Licht an und warte, bis sie nah genug ist, damit ich sie erschlagen kann. Ich schlafe eigentlich gut in der Ferienwohnung, wenn ich nur nachts das Fenster offen lassen könnte, wenn die Mücken uns nicht gnadenlos zerstechen würden. Also ist mir immer zu warm mit geschlossenen Fenstern. Trotzdem verstecken sich die Biester irgendwo und warten, bis alles schläft.
Schön sind zu Hause die Insektenschutzgitter.
Ich schaue mir wieder den Sternenhimmel an, den Orionnebel und etliche andere, bis ich müde ins Bett zurück krieche. Sterne gucken ist hier toll.
Gegen 7 Uhr stehe ich auf und setze eine Spinne und einen Schneider wieder vor die Tür. Duschen und fertigmachen, Kinder wecken, damit wir alle rechtzeitig zum Frühstück gehen können. Die Schulklassen reisen nach dem Frühstück ab, draußen stapeln sie ihr Gepäck, drinnen sind alle Tische belegt, es werden Stühle dazu gestellt. Hut ab vor den Küchenfrauen, die flink alles auffüllen und immer alles im Blick haben.
Ich esse eine kleine Schale Müsli mit Obst (das jemand anderes für mich mundgerecht vorbereitet hat, ich weiß das sehr zu schätzen) und Hafermilch, ein halbes Brötchen mit Heringssalat (der schmeckt nur hier so gut), Gurke, ein halbes mit Käse und Marmelade. Dazu Ostfriesentee, Kaffee, Wasser.
Am Abend zuvor kamen wir vom Strand zurück, da standen alle SuS draußen rum, ernste Lehrkräfte, ein Mann im Auto, der dann unterschreiben musste, dass er seinen Sohn abgeholt hat. – Beim Frühstück sahen wir 2 Jugendliche mit Krücken, einmal Gipsfuß, einmal Knie. Das nächste Krankenhaus ist nicht um die Ecke, bis zum Zahnarzt waren es 40 Minuten mit dem Auto. Das sieht nach viel Arbeit für die Lehrkräfte aus. Beim zweiten Frühstück neulich hörte ich eine Lehrerin sagen, sie wäre so müde und müsste eigentlich den ganzen Tag weiterschlafen. Die SuS waren ebenso übernächtigt und verhältnismäßig ruhig.
In der Ferienwohnung habe ich noch den Boden gefegt und meinen Rucksack (Trinkflasche, Strickjacke, Fernrohr…) gepackt. Dann brechen wir auf, um zum Hafen zwei Orte weiter zu fahren. Es ist recht kalt heute morgen, windig und teils sonnig. Auf dem Deich sind Schafe, der Parkplatz halb gefüllt, Freizeit-Boote liegen vor Anker.
Wir stellen uns am Parkautomaten an. Ich sammel schon mal bei uns allen Kleingeld zusammen. Jeder vor uns flucht, die Männer müssen sich voreinander profilieren und gegenseitig anstacheln. Die Frauen stehen in rosa mit kleinen Hunden daneben und kommentieren ala Wie siehst du den wieder aus!? Oder Waren wir nicht zuerst dran!? Einer steht daneben und fotografiert das Elend am Automaten. Alles zu laut und aufdringlich für mich. Als ich dran bin, kann der Typ hinter uns sich weitere Sprüche nicht verkneifen. So richtig scheiße und überhaupt nicht lustig fühlt sich das an. Ich kenne die Automaten schon und weiß, dass sie nur Girokarte und keine Debit nehmen. Für 8 Euro stopfe ich Münzen hinein. Das klappt!
Am Anleger trifft das Ausflugsschiff ein, ich kaufe Tickets. Die Gangway wird mit Flaschenzug angehoben und eingehängt. Wir sitzen oben an Deck, zwei nette Damen gegenüber, mit denen wir uns wunderbar während der Fahrt unterhalten. Es geht los, mir ist frisch und ich ziehe den Schal an und mache die Jacke bis oben zu. Je nach Wind kommt die Kapuze übers Basecap. Ich gucke Kormorane, Möwen, Tanker, lerne, dass 1975 eine Rinne in der Nordsee ausgebaggert wurde, damit die Tanker mit 18 m Tiefgang dort fahren können. Den Sand hat man zu einer Insel ausgeschüttet, dort ist jetzt Vogelschutzgebiet, der Radarleuchttum ist noch in Betrieb. Mit dem Fernrohr schaue ich mir alles genauer an, reiche es rum die Damen dürfen auch. Durch die aufgeschüttete Insel erreichen die starken Wellen nicht das Festland. Das schützt die Küste und die Deiche.
Als wir an der Insel vorbei auf offener See sind, nimmt der Wellengang deutlich zu. Es werden Tüten im Salon angeboten. Das Schiff schwankt auf und nieder, mein Magen hält sich erstaunlich gut, die Damen genießen das Schwanken. Wir besuchen einen rotweißen Leuchtturm in der Nähe eines Windparks, der eine Hubschrauber Landefläche auf dem Dach hat. Dann sagt der Kapitän durch, dass das Schiff wegen des Wellengangs nicht die geplante Route weiterfahren kann. Es geht leider nicht zu den Seehundbänken, etwas bedauerlich, wir suchen Bojen mit und ohne Fernrohr, sehen über dem Festland einen Hubschrauber manövrieren, Lasten absetzen, wieder aufnehmen, beobachten Segler. Ich liebe das Wolkenschauspiel. Wenn mir der Wind im Rücken nicht immer unter die Jacke pusten würde, brrr. Wir lernen Queller eine Salzwiesenpflanze durch die Gegenüber kennen, wir erzählen von den Tieren im Watt. Herzliche Verabschiedung am Ende der zweistündigen Fahrt.
Als wir zurück im Hafen sind, merke ich plötzlich doch meinen Magen, muss mich ein paar Minuten sammeln und viel trinken. Dann geht’s wieder. Wir schauen noch einen Verkaufsanhänger für frische Krabben an, ein Seenotretterboot, die Yachten und orientieren uns Richtung Fisch Huus. Ich esse einen gemischten Salat, der mit Croutons, Kresse und Orangenstücken dekoriert ist und Backfisch, dazu Kaffee.
Dann unternehmen wir einen Spaziergang über das Schöpfwerk Richtung Deich. Nun sieht man, dass Ebbe eingesetzt hat. Die Aussicht ist toll. Leider friere ich ziemlich, das Gehen hilft auch nichts. Als ein großer Spielplatz in Sicht kommt, nebst Deichcafé hole ich mir Ostfriesentee und setze mich in die Sonne. Der Wind ist aber kalt. Als die Kinder fertig gespielt haben, bekomme ich eine Kinder-Strickmütze geliehen, ziehe mir auf der Toilette meine Strickjacke drunter (hätte ich früher machen sollen, vergessen) und hole mir noch einen Kaffee zum Aufwärmen, Eis für die Kids.
Eine Husche zwingt uns zum Platzwechsel unters Dach, hier weht kein Wind. Endlich wird mir wieder warm. Als wir zurück laufen, sieht man die Möwen im Watt beim Buffet. Ich fühle mich leicht erschöpft. Auf dem Rückweg halten wir kurz für ein Foto am Leuchtturm vor Ort an.
Zurück in der Ferienwohnung schlafe ich 30 Minuten fest ein, dann bin ich wieder topfit. Ein Abschiedsspaziergang übern Deich, an der Drachenwiese vorbei, barfuß im Sand am Watt entlang, durch den Ort muss sein. Bin ganz schön traurig, dass der Urlaub endet.
Es sind bereits viele neue Familiengäste eingetroffen, es wird Roller gefahren und Federball gespielt und zum Abendessen gerufen. Nach der Rückkehr liege ich kurz ausgestreckt auf dem Bett, dann packe ich meinen Koffer.
Wir essen Abendbrot, ich gucke mit Kopfhörern Dr. Nice auf meinem Handy. Die Kinder schauen Kika. Abwaschen und Sachen in der Küche einsammeln und im Rucksack verpacken. Die Muscheln und Steine verpacke ich in Tütchen und lege Taschentücher dazwischen. Powerbank, Handy aufladen, Rückfahrt checken.
Diesen Text tippe ich auf meinem Handy, während der Mond zum Fenster herein scheint. Gute Nacht.