23.2.2025 So. unwohl, Sa. laut
Sonntag: Um 6 Uhr mit diffusen Angstgefühlen aufgewacht. 10 Stunden geschlafen und eindeutig hellwach gewesen. Nach dem Frühstück bin ich sehr nervös herumgetigert und habe mich energisch daran gehindert, die Kids früh zu wecken und zu stressen, denn wir gingen ja wählen.
Vor dem Wahllokal in der nahegelegenen Grundschule war eine Umfrage für die ARD 18 Uhr Prognose. Jetzt habe ich einmal in echt gesehen, wie das funktioniert. Man wählt freiwillig quasi noch einmal öffentlich, kreuzt Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss an und wirft den gefalteten Bogen in eine Pappkiste, auf der ein ARD Mensch abgebildet war. Ich finde das spannend in echt daran teilzunehmen und nicht nur nachzulesen, wie die Prognosen erstellt werden. Als ich den Kids erklärte, was die 18 Uhr Prognose ist und weshalb sie gemacht wird, wurde uns deutlich gemacht, dass das Wahlendergebnis erst am kommenden Mittwoch feststehen wird. Die Anordnung im Wahllokal fand ich kurz unübersichtlich, in dem Sinne, zu welchem Tisch gehe ich zuerst. Dann gings. 2 Kreuze gesetzt. Wieder ganz andere Wahlhelferinnen als bei der letzten Wahl gesehen. Ich hoffe, es geht alles glatt mit Stimmzetteln usw. und eine weitere Neuwahl ist diesmal unnötig. Auf dem Rückweg die nervösen Angstgefühle weggeatmet.
Hauselfentum vollbracht, gekocht und gebacken. Einen Zitronenkuchen, Ofengemüse (Möhren, Zucchini, Pastinake, Zwiebeln, Hüttenkäse), Gemüsesoße für morgen mit geriebenen Möhren, Zucchini, Pastinake, Zwiebeln, Curry und Kochcreme. Vegischnitzel und Nudeln angebraten, fertig. Zwischendurch ein Powerschläfchen von 15 Minuten. Es ist so mild draußen, dass längeres Lüften möglich ist. Es tschilpt, eine Krähe trägt Zweige im Schnabel und die ersten Schneeglöckchen habe ich auch gesehen. Jetzt gerade liegt keine Angst im Magen, nur latentes Unwohlsein.
Am Samstag auch ein echtes Erlebnis das erste Mal gehabt. Es standen verschiedene Demos oder Kundgebungen zur Auswahl. Wir haben uns den Linksdemonstranten angeschlossen. Im Ernst: ich habe bewusst noch nie so viel Polizeipräsenz gesehen. Ich fühlte mich die ganze Zeit sicher, deshalb wars ok für mich. Doch welche enormen Befürchtungen müssen vorhanden sein, um Berlin Mitte so abzusichern. Da müssen meine Steuergelder der letzten Jahre hineingeflossen sein. Es gab noch andere Demos zum Beispiel Unkürzbar und eine Kundgebung Omas gegen rechts und wir waren auf der Demo gegen rechts. Die Demo war sehr durchorganisiert. Ich lernte dabei den Der-Adenauer SRP+, Antifa-Parolen kennen und dass meine Stimme viel länger hält, als ich gedacht habe. Auf Hinweis begannen sich viele Demoteilnehmerinnen zu Vermummen mit Masken, Schals, weil die rechte Presse filmt. Die Route wurde einmal geändert und war deshalb viel länger als gedacht. Wir waren laut, wir waren da und ja ich werde es nochmal machen. Mein Gefühl war genau richtig. 15.45 Uhr waren wir fertig, mussten unter Polizeischutz (jetzt ohne Helme) am HBF noch warten, bis die Braunen in der S-Bahn saßen. Bis dahin hatten sich die meisten Teilnehmerinnen allerdings schon hintenrum verdrückt. Wir waren bei den letzten 100, die brav gewartet haben. Entgegen der Presseberichte gab es keine gewalttätigen Szenen. Allerdings habe ich bei den Sitzblockaden nicht mitgemacht und diese auch nicht gesehen. Zur Verpflegung hatten wir Brotbüchsen und Kaffee mit. Es gab viel Wartezeit zwischendurch und kein Mittagessen. An einem Kundgebungstreffpunkt hatten Anwohnerinnen Suppe gekocht und verteilt. Auf jeden Fall eine unterstützende Geste.
Anschließend noch Kulturkaufhaus und Kuchenessen, die Straßen waren teilweise immer noch gesperrt, dann völlig erschöpft nach Hause gefahren. Es gab Kartoffelsuppe mit Möhre und Pastinake, die erfreulich deutlich herausschmeckte. Um 20 Uhr im Bett gewesen und 10 Stunden geschlafen.
2 Gedanken zu „23.2.2025 So. unwohl, Sa. laut“
Ich bin gerade am Wahlhelfen – bzw. gerade in der Pause weil wir in einem 2 1/2-Schichten-System arbeiten – und bisher ist zumindest bei uns alles super entspannt.
An diversen Ecken und Enden merkt man aber schon, dass das Wahlamt den Ablauf enger überwacht als 2021. So mussten wir damals zum Beispiel nicht melden ob wir Warteschlangen haben und wie lang diese sind.