Corona erwischt

Corona erwischt

Den Text unten habe ich am 04.11.2023 geschrieben. Mittlerweile geht es mir zum Glück schon wieder besser. Das Puzzle ist fertig geworden und ich mache seit Sonntag täglich einen größeren Spaziergang. Das geht heute auch schon wieder, ohne dass ich mich danach für 2 Stunden hinlegen muss. Seit 3 Tagen bin ich wieder negativ und darf mich morgen beim Arzt noch mal abhören lassen.

 

Die Seuche hat mich erwischt. Schon seit Ende September laboriere ich mit Erkältungen herum. Jeweils pünktlich zum Wochenende wurden es schlimmer mit Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, leichtem Halsweh. Einiges wurde abgesagt und ich verkroch mich ins Bett. Haderte damit, dass ich schon wieder auf meine Freizeit verzichten müsste. Dann vor zwei Wochen begannen die Herbstferien. Die Kids starteten mit ihrer Ferienfreizeit und ich fühlte mich eingeklemmt zwischen Kids morgens hinbringen, Arbeiten, Kids abholen, Einkaufen und Halsschmerzen. Weil ich Arbeit und Abholen im Voraus genau aufeinander abgestimmt geplant hatte, war für mein Kranksein kein Platz. Es ging eben und musste funktionieren. Die Kids hatten ihren Spaß. Abends waren sie angemessen müde und ausgepowert. Morgens motiviert und voller Vorfreude. Daraus habe ich meine tägliche Energie gezogen. Dann begann ein vollgepacktes Wochenende. Da noch mehr Kolleginnen krankgeschrieben waren, wusste ich bis Samstagmittag nicht, ob ich nachmittags noch arbeiten gehen sollte. Musste ich dann nicht. Vormittags erledigten wir einen Besuch. Für diesen hatten sich die Kids mit ihren Halloweenkostümen verkleidet und ich Mittagessen zum Mitnehmen vorbereitet. Kartoffelsalat. Das hat alles gut geklappt. Mein Hals kratzte. Erleichtert registrierte mein Kopf, dass ich den Nachmittag nun frei hatte. Ich ließ die Hausarbeit stehen und ruhte mich aus. Für Sonntag hatte ich einen Museumsbesuch geplant. Über den habe ich schon geschrieben. Das MEK ist ein großartiges Museum, ich kann das nur wiederholen. Im Gedächtnis sind mir die unfassbar freundlichen Mitarbeiterinnen, das riesige, herbstliche Gelände rund um das Museum, die Ausstellungen Heimatberg und Flechten geblieben. Außerdem konnte ich den Tag mit 3 lieben Menschen verbringen. Meine Stimme wurde leider immer heiserer. Ganz bewusst genoss ich den Ausflug, probierte viel aus und schaute mir alles genau an.

Am Sonntag Abend wurde mir klar, dass wir in der zweiten Herbstferienwoche nicht in den Urlaub fahren würden. Denn ich war richtig krank. Nicht so, dass ich mich mit einer Ibuprofen aufpeppen durch den Tag kriegen würde. Richtig krank. Montag früh saß ich mit FFP2 Maske beim Hausarzt zur Akutsprechstunde mit ca 50 anderen Menschen im Wartezimmer. Unkompliziert wurde ich krank geschrieben. Mein Kopfkarussell drehte sich die ganze Zeit im Kreis, wen muss ich zuerst anrufen, was kann ich noch stornieren, wo reiche ich dann die Krankmeldung ein. Am schwierigsten für meinen Kopf war es, meiner Mutter abzusagen. Mein Kopf formulierte und formulierte und malte sich ihre Antworten aus.

Zuhause angekommen, versuchte ich mich ein letztes Mal zusammenzureißen, um den Berg von Absagen zu erledigen. Ich war wahnsinnig nervös wegen der ganzen Absagen und log, ich hätte Corona. Denn mein Kopf sagte mir, dass es dagegen kein Argument geben könnte. Meine Mutter war vollkommen unerwartet verständnisvoll. Trotzdem musste ich das Gespräch aus gesundheitlichen Gründen abkürzen.

Das Mietauto und die Zugtickets ließen sich noch stornieren, die Ferienwohnung auch, jedoch ohne Geld zurück. Meine Chefin sagte ein wahres Wort: „Sie kommen jetzt endlich zur Ruhe.“ Ich sagte weitere Termine ab, dann legte ich mich fiebrig ins Bett. Die Kids versorgten mich mit Tee, Wärmflaschen. Ein Coronatest bestätigte am Dienstag meinen Verdacht. Schlafen, Tee trinken und Ausruhen. Von Schläfchen zu Schläfchen ging die Woche dahin.

Halloween fiel auch aus. Ich konnte nicht mit den Kids in einen anderen Stadtteil fahren, in dem Halloween schön gefeiert wird. Sie fanden eine kleine Gruppe Klassenkameraden, mit denen sie in der Nachbarschaft herumzogen. Die Ausbeute war mager. Da hier sonst keiner klingelte, konnte ich bei ihnen unseren Halloweensüßigkeitenvorrat komplett loswerden und ihre Beute vergrößern.

 

Ab Mittwoch ging es dann so weit, dass ich zwischen den Schläfchen wieder etwas länger aufgestanden bin, ein Puzzle angefangen habe. Magen und Darm kam noch hinzu. Ich bin immer unruhig, wenn ich krank bin, denn ich kann Dinge schlecht liegen lassen, der Haushalt staubte ein. Ich holte mir eine Verlängerung der Krankschreibung beim Arzt. Dabei war ich total unsicher, ob ich denn ins Wartezimmer darf. Mit FFP2 Maske saß ich dann da, musste nur kurz warten. Es gibt tatsächlich keine Corona-Regeln mehr, nur die Bitte mit Maske zu kommen. Auch im Bus saß ich mit Maske, obwohl ich mit zugeschwollenen Atemwegen nur schwer Luft bekam. Ich wollte keinen anstecken.

Gelernt habe ich diese Woche, dass ich immer wieder über meine Grenzen gehe, auch wenn es mir längst zu viel geworden ist oder ich krank bin. Den Museumsbesuch hätte ich eigentlich auch absagen müssen. Doch ich hatte mich sehr darauf gefreut und wollte wenigstens eine schöne Sache erleben. Grenzen sind meine Lebensbaustelle. 

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